ANALOG-INSTITUT





Einstimmung

"Alles ist Design -
Design Ist die Planung unserer gesamten Umwelt
Design ist Erziehung,
Kreativität, Sozialplanung, Forschung...
Design ist Evolution - Design ist Revolution -
Falsches Design ist alles,
was seinen Zweck nicht erfüllt."
(Victor Papanek)









Der Fall Michael Thonet

Heute blicken Möbelproduzenten mit sehnsüchtigem Blick auf eine magische Zahl: über 50 Millionen Stück wurden von nur einem Modell aus der "Wiener-Cafe-Stuhl-Kollektion" Michael Thonet's bis heute verkauft. Wenigen Insidern ist bekannt, daß Thonet nach der Patentierung seiner Idee und ersten Realisierungen Bankrott gegangen war, Haus und Hof verloren hatte. Nur dem - heute würde man sagen - Sponsoring des Grafen Metternich, der die Modelle gesehen hatte, war es zu verdanken, dass er dort eine kaiserliche Produktions­lizenz und Kredit erhielt, um die größte Möbelproduktion der da­maligen Welt aufzubauen.





Historisches Beispiel Antoni Gaudi

Der 1852 geborene spanische Architekt Antoni Gaudi nimmt in der Geschichte der Architektur aufgrund seiner vollkommenen Einheit von Gestalt und Struktur eine Sonderstellung ein.

Gaudis Basis für sein Schaffen ist sein differenziertes Gedanken­gebäude. Sein ästhetisches System hat seinen Ursprung in der steten Inspiration. So beschafften Gaudi und sein Mitarbeiter Jujol sich als Oberflächenmaterial die Ausschussware guter Kera­mikwerkstätten, um sie zu Kompositionen zusammenzustellen. Er gestaltete mit so simplen Mitteln wie Glasscherben und zerbro­chenem Geschirr.

Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - erzielte er eine bis heute anerkannte und bewunderte Qualität. Dass Gaudi mit Behörden zahlreiche Schwierigkeiten hatte, vereint ihn mit einer Reihe von Figuren der Kunstgeschichte.





Mannesmann machte es möglich

Ab 1886 hatte es Mannesmann geschafft, nahtlose Stahlrohre zu walzen. Es war möglich geworden, ein unvergleichlich neues Produkt zu produzieren, das Fahrrad.

Nahtlose Rohre fanden in Krankenhäusern und Gefängnissen, Büros und Fabriken Verwendung. Die Entwicklung der Verkehrstechnik erschloss den Rohreherstellern ein weiteres Gebiet. 1919 gab es zum ersten Mal bei den tschechischen Tatra-Werken Sitz-Skelette aus Stahlrohr, und bald rüstete Junkers in Dessau seine Flugzeuge mit Sitzen aus Rohren aus.





Eine neue Aesthetik

Aber erst 1925 hatte sich die Vorstellung des Bequemen von den schwellenden Polstern des Fauteuils gelöst. Das Sitzen wurde dyna­misiert. Zu solch neuer, auch gesunder Funktionalität, gehörten nicht nur zur Beweglichkeit bereite Körperteile, sondern eine Gesell­schaft, die das festgesessene Ritual aufzugeben bereit war.

Die zwanziger Jahre schufen das geistige Klima für Produkte von Marcel Breuer. Mart Stam oder Mies von der Rohe, die bis heute produziert werden und als Klassiker gelten.

Gaudi, Thonet oder die Meister des "Bauhaus" hatten alle etwas Gemeinsames: Sie haben eingefahrene Schienen verlassen und in vollkommen neuen Dimensionen gedacht. Damit haben sie neue Werte geschaffen, die alle Erscheinungen des jeweiligen Zeitgeistes überlebt haben und bis heute den Anforderungen der Menschen genügen.





Das letzte Viertel-Jahrhundert

"Das krebsartige Wachstum der schöpferischen Individualität, die sich in selbstsüchtiger Weise auf Kosten des Betrachters und/oder Verbrauchers ausdrückt, begann bei den Künsten, breitete sich über die meisten Handwerke aus und ergriff zuletzt teilweise sogar das Design. Der Künstler, Handwerker oder in manchen Fällen der Designer hat nicht mehr das Wohl des Verbrauchers im Auge. Viele Erzeugnisse sind statt dessen höchst individualistische, authotherapeutische Ar­beiten des Künstlers für sich selbst",

wetterte in den sechziger Jahren Victor Papanek, Dekan der School of Design, California, Institute of Arts, Los Angeles, UNESCO-Experte für Design.





Design und Umwelt

1974 hatte das Internationale Design Zentrum Berlin bereits eine öffentliche Ausschreibung zum Thema Produkt und Umwelt ver­anstaltet. Die durchaus diskutablen Wettbewerbsergebnisse ha­ben sich jedoch in der Warenwelt nicht erwähnenswert nieder­geschlagen. Stattdessen schlug das Pendel in das Gegenteil aus. Die italienische Designergruppen Memphis und Alchemia hat­ten der Funktionsgesellschaft den Kampf angesagt. Das schrille Spiel der Formen und Farben, das eigentlich als Ironie Gemeinte, wurde jedoch sofort vermarktet und läutete eine Aera des Über­flusses und Unverbindlichen ein. Es fand sein vorläufig aufdring­lichstes Forum im "Avantgarde-Design Center" auf der Internatio­nalen Möbelmesse Köln.

Dazu die Design Journalistin Elke Trappschuh vom Handelsblatt Düsseldorf:

"O-beiniges Chippendale, lange Kragenspitzen an der Sessel­lehne, Goldtroddeln geschnitzt oder leibhaftig quellende Stühle und ein elegant drapierter Schal als verlängerte Sofalehne - es lebe der Salon, es lebe das Boudoir, so kultiviert und komfor­tabel wie vor hundert oder zweihundert Jahren und s'il vous pläit, mindestens so leichtfertig galant..."





Umwelt und Design

Bisher war Design gefragt: von Umwelt kaum die Rede.

Die von nahezu allen Schichten der Bevölkerung erkannte Umweltsituation fordert alle Entscheidungsträger heraus. Aber anstatt die Erhaltung der Umwelt zur Zwangsvorstellung herabzuwürdigen, gilt es, sie zum Lustprinzip zu erheben.


Beispiele

Wirtschaftlich erfolgreiche Beispiele der Verwirklichung gibt es inzwischen:

Natur als Inhalt ist längst Thema bei

- Ernährung,

- Wohnen,

- Körper und

- Kleidung.


Denkt man nur an den Erfolg des Umweltpapiers, das inzwischen über seine Rolle als graue Maus hinaus den Markt erobert hat, so gibt es keine Grenzen für die Phantasie in Sachen Umwelt und Design.





Analoges Denken

Die Umwelt-Situation gebietet, daß das Verfahren, das zu innovativen umweltverträglichen Produkten geführt hat, auf möglichst viele Güter des täglichen Bedarfs übertragen wird.

Das erfordert eine analoge Denkweise.





Das Analog-Prinzip

Anstatt ständig neu zu produzieren und wieder wegzuwerfen gilt es nun, bereits Produziertes über das Prinzip der Nutzungsänderung in eine verständliche Symbiose neuer Gegenstände zu verwandeln. Diese Symbiose wird durch das Aufschlüsseln des ursprünglichen Mediums und einer neuen Definition desselben erreicht. Hochwertige Materialien, wie Glas, Stahl, Stein und Holz werden über die Nutzungsänderung verfremdet.
Bei der Nutzungsänderung fällt daher der hohe Energieaufwand des herkömmlichen Recyclings weg. So werden alle Gegenstände, mobil sowie immobil, welche in dem ursprünglichen Gedanken zur allge­meinen Verwendung erfunden und gefertigt wurden, nun über eine neues Verständnis von Rohmaterialien in einen neuen langlebigen Anwendungsbereich, der unseren ästhetischen Ansprüchen gerecht wird, geführt.




Beispiel für ein Analog-Möbel Regal aus Automobil-Stoßstangen und Windschutzscheiben.



Das Analog-Prinzip, Schritt für Schritt durchgeführt, steigert die Lebensqualität, fördert das soziale Gefüge, verbessert die Abstraktionsfähigkeit und erhält die Produktivität.

Die Bekanntmachung und Erforschung der umfangreichen Möglich­keiten des Analogen Nutzungsänderungsprinzips – und somit der „Analogen Denk- und Lebensweise“ - hat sich das

Analog-lnstitut

zur Aufgabe gemacht.





Ausblick

Der Weg zur analogen Realität
Wie uns Michael Thonet -
und nicht nur er -
einschlägig bewiesen hat,
hat das Verlassen
herkömmlicher Wege
neue Möglichkeiten
von Produktivitäten
geschaffen.